Was bedeutet Masking und welche Strategien gibt es?

Was bedeutet Masking? Auf dem Bild siehst du ein Kind mit roter Maske

Was bedeutet Masking ist und vor allem, welche Strategien werden genutzt, um zu maskieren? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die mit neurodivergenten Kindern und Jugendlichen zu tun haben oder selbst neurodivergent sind.

Masking ist ein meist unbewusster Vorgang, bei dem neurodivergente Verhaltensweisen unter hohem Energieaufwand unterdrückt werden. Masking verfolgt in der Regel zwei Ziele: Vermeiden von negativen Konsequenzen, wie Strafen, Ausgrenzung oder Bloßstellen und Erhalten von positiven Rückmeldungen.

Neurodivergente Menschen fallen meist durch ihr Verhalten auf!
Je starrer eine Umgebung auf Vielfalt und Fehler reagiert, desto höher ist der Anpassungsdruck, der auf neurodivergente Menschen wirkt. Doch wie können wir Masking begegnen und was sind die langfristigen Folgen von Masking? In diesem Artikel werde ich dir 3 unterschiedliche Maskingstrategien vorstellen und dir aufzeigen, weshalb es wichtig ist, dass du weißt, was Masking ist und wie du diesem Thema begegnest.

Was bedeutet Masking?

In dieser Podcastfolge spreche ich über verschiedene Maskingstrategien und wie wir diesen begegnen können. Falls du lieber hörst statt zu lesen, dann kannst du dir diese Folge auf Spotify anhören – alternativ über alle anderen Streamingdienste. Mein Podcast heißt ‚Kapierfehler – Neurodivergenz und Schule‘.

3 verschiedene Strategien bei Masking

Maskingstrategie Nr. 1: Ich werde unsichtbar!

Eine Strategie, die bei Masking angewandt wird, ist das Unsichtbar-Werden. Wie kann das aussehen?

Es ist natürlich sehr schwer, etwas zu beschrieben, das nicht gesehen werden will aber genau darum geht es ja: wenn wir genau hinsehen, dann fällt uns auf, dass es immer wieder Menschen gibt, die kaum auffallen. In der Schule lässt sich das z.B. daran erkennen:

  • Ein:e Schüler:in meldet sich nicht und spricht auch nicht, wenn er/sie aufgerufen wird.
  • Ein:e Schüler:in arbeitet mit und macht alles, was gemacht werden soll, zeigt jedoch keine Ergebnisse und meldet sich auch dann nicht, wenn er/sie die Antwort kennt.
  • Ein:e Schüler:in ist sehr regeltreu und befolgt alle Anweisungen, die gegeben werden.

Häufig denken wir fälschlicherweise, dass es sich hierbei um eine schüchterne Person handelt aber das stimmt nicht unbedingt. Dieses Still-Sein hat mehr mit Angst zu tun als mit einer introvertierten Persönlichkeit. Die Angst ist für die Schüler:in vielleicht selbst gar nicht greifbar – wie oben schon erwähnt, handelt es sich bei Masking häufig um unbewusste Strategien. Wer still ist, aufpasst, mitmacht und alle Regeln befolgt, fällt weniger auf!
Hinter einer sehr stillen Persönlichkeit kann sich auch ein anderes Thema verbergen: selektiver Mutismus.

In dieser Podcastfolge spreche ich mit Julia über selektiven Mutismus – hör gerne rein, wenn dich das Thema interessiert!

Maskingstrategie Nr. 2: Ich lenke von mir ab!

Das ist eine ganz andere Art, die eigenen Schwierigkeiten oder unerwünschte Verhaltensweisen unsichtbar zu machen. Hier wird der Fokus der anderen Personen von dem weggelenkt, das nicht gesehen werden soll. Wie kann sich das zeigen?

  • Ich denke, wir kennen ihn alle: den Klassenclown! Durch witzige Sprüche, durch Konfrontation oder eine perfekte Pointe wird davon abgelenkt, dass eben diese Person eigentlich Schwierigkeiten hat, z.B. mit der Kritik der Lehrkraft am eigenen Verhalten.
  • Wenn ein:e Schüler:in immer wieder das Zimmer verlässt: Zum Krankenzimmer, auf die Toilette, zu einem Zusatzdienst, zur Schulsozialarbeit – es gibt scheinbar immer einen Grund, kurz mal den Raum zu verlassen.
  • Was auch nicht zu unterschätzen ist, sind die Menschen, die immer so tun, als wäre ‚das doch nicht so schlimm‘. Habe ich nicht verstanden – „Macht ja nichts! Ist eh nicht wichtig!“. Die mag mich nicht? – „Egal, warum sollte mich das stören?!“

Bei dieser Strategie geht es wirklich darum, das, was von der Umgebung als „unerwünscht“, „störend“ oder „unpassend“ wahrgenommen wird, gezielt zu verstecken. Auch hierbei handelt es sich um eine unbewusste Strategie!

Möchtest du noch tiefer in das Thema Masking eintauchen?
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Maskingstrategie Nr. 3: Ich mache es allen recht!

Bei dieser Maskingstrategie kommen wir zum Kernproblem bei Masking! Die meisten neurodivergenten Menschen wollen natürlich genau so dazugehören, wie alle anderen auch. Der Wunsch nach Anerkennung ist in allen Menschen vorhanden, nur leider müssen neurodivergente Menschen härter dafür Kämpfen – vor allem in der Schule!

„Ich muss es allen recht machen!“, „Ich möchte allen gefallen!“, „Ich muss so sein, wie die anderen!“, das sind typische Glaubenssätze von neurodivergenten Menschen – vor allem von weiblich sozialisierten. Wie zeigt sich diese Strategie?

  • People Pleasing! Menschen, die ständig überprüfen, wie sie die Bedürfnisse anderer Menschen erfüllen können und die ihre eigenen Bedürfnisse immer als weniger wichtig einstufen, versuchen es auf diese Art, allen zu gefallen und dazuzugehören.
  • Manche sind wie ein ‚Fähnchen im Wind‘ (rw). Sie ändern ihre Hobbys, ihre Vorlieben, ihr Kleidungsstil – je nach Umfeld, in dem sie sich bewegen.
  • Andere üben Dialoge ein oder kopieren Sprechweisen von beliebten Persönlichkeiten, die vom Umfeld gemocht werden.

Was bedeutet Masking?

Wenn wir uns all diese Strategien anschauen, wird hoffentlich schnell klar – Masking ist anstrengend!
Und Masking birgt einige Risiken – selten geht das spurlos an maskierenden Menschen vorbei. Schließlich werden die eigene Persönlichkeit, die eigenen Bedürfnisse & die eigenen Wünsche und Ziele immer wieder aus den Augen verloren.

Was bedeutet das langfristig?

Langfristig macht Masking krank! Eigentlich ist Masking nichts anderes als eine Stressreaktion und wie bei allen anderen Stressreaktionen, die immer und immer wieder ablaufen, wird Cortisol produziert – unser körpereigenes Stresshormon.

  • Viele entwickeln eine Angststörung!
  • Depressionen gehören zu den typischen Langzeitfolgen bei Masking.
  • Wenn ich keine Grenzen setzen kann, dann bin ich anfällig für übergriffiges Verhalten jeglicher Art.
  • Ein schlechter Selbstwert und der Verlust der eigenen Identität sind zwei Folgen, die über viele Jahre hinweg wieder aufgearbeitet werden müssen – meist in therapeutischer Begleitung oder in einem Coaching.

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Was kannst du tun, um deine Maskingstrategien zu erkennen?

Genau darum geht es!
Ich selbst bin neurodivergent und ich kenne all die oben genannten Maskingstrategien von mir selbst! Und bis vor 4 Jahren war ich mir keiner meiner Strategien bewusst. Inzwischen kenne ich meine Strategien und dennoch fällt es mir – je nach Umgebung schwer – keine dieser Strategien mehr einzusetzen.

Oft fällt es mir erst danach auf!

Und was mich am Anfang am meisten umgetrieben hat, war die Frage nach meiner Identät: „Wer bin ich eigentlich, wenn ich einfach ICH bin?“. „Was mag‘ ich und was gefällt mir gut?“, das hört sich total banal an aber für mich war es ein wichtiger Schritt, diese Fragen für mich beantworten zu können!

Also ja – Masking ist ein Thema, über das wir noch viel zu selten sprechen, das aber weitreichende Folgen für die betroffenen Menschen hat.
Wie geht es dir damit?
Maskierst du auch? Wenn ja – welche der Strategien nutzt du? Und – weißt du, wer du bist?

Falls du gerne mehr über mich wissen willst – hier über diesen Link kannst du mehr über ich lesen!

Ich freue mich über einen Austausch zu diesem Thema in den Kommentaren.
Herzliche Grüße,

Deine Corina

Corina Elfe - Gründerin von Kapierfehler

Hi! Mein Name ist Corina Elfe und ich schreibe hier über neurodivergente Schüler:innen und wie Eltern und Lehrkräfte sie bestmöglich begleiten können.

18.09.2025

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2 Kommentare

  1. Mega interessant! Ich maskiere auch aber eher wie ein People Pleaser…
    Wie werde ich das los?

    Antworten
    • Ja, das ist eine sehr typische Strategie… Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir erst einmal lernen, dass wir immernoch geliebt werden, wenn wir unsere Grenzen setzen. Das alleine war für mich am Anfang schon hart! Und genau das war der Weg da raus (wenn ich überhaupt von mir behaupten kann, dass ich raus bin – ich glaube – ein bisschen bleibt davon immer übrig). Ich habe mich getraut NEIN zu sagen – ab und zu mal und habe gesehen: ich darf das! Die Menschen sind gar nicht sauer… das war der Start.

      Antworten

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